Ferhat Abbas

algerischer Politiker; Gründer der "Union Démocratique du Manifeste Algérien" (UDMA); Ministerpräsident der algerischen Exilregierung in Kairo 1958-1961; nach der Unabhängigkeit Algeriens Präsident der Verfassunggebenden Nationalversammlung und provisorisches Staatsoberhaupt

* 24. Oktober 1899 Taher

† 24. Dezember 1985 Algier

Internationales Biographisches Archiv – Personen aktuell 06/1986

vom 27. Januar 1986

Wirken

Ferhat Abbas stammte aus Taher (Algerien) und war Sohn eines Kaid (Richter). Sein Vater hatte wegen seiner Verdienste das Kreuz der Ehrenlegion erhalten. A. besuchte das französische Lyzeum in Philippeville (heute Skikda) und nach Dienst in einer französischen Sanitätseinheit die Universität in Algier, wo er sein Examen als Apotheker machte. Außerdem studierte er Literatur, Geschichte und Soziologie.

Früh - häufig unter dem Pseudonym Kemal Abencérae - schrieb A. Artikel, in denen er für die Gleichberechtigung der algerischen Moslems eintrat, u.a. in dem Buch "das junge Algerien" (30). Damals identifizierte er sich noch mit der französischen Nation und bekannte, daß ein "algerisches Vaterland" nicht existiere. In Sétif (Bezirk Constantine) übte er als Lokalpolitiker noch lange Zeit einen mäßigenden Einfluß aus, seit 1938 durch die von ihm begründete "Algerische Volksunion", die lediglich Sozialreformen forderte. 1939 meldete sich A. freiwillig zur französischen Armee. Seine Haltung änderte ...